29. Juli 2012

Misstrauen - Vertrauen

Vor 35 Jahren konnte ich in der Kategorie U17 meine ersten regionalen Radrennen gewinnen. Mein damaliges, erstes Rennvelo kaufte ich billig von einem Bekannten und richtete es selbst her. Es war bereits damals rund 15-jährig, was mich aber nicht störte. Schon zu dieser Zeit hatte ich  Rennfahrerkollegen, welche von ihren Vätern neues und teures Material erhalten haben. Meine Eltern konnten mich aber finanziell nicht gross unterstützen und so schaute ich selbst, wie ich zu meinem Material kam. Zu dieser Zeit machte ich mich jeweils frühmorgens vor der Schule an den Tagen der Metallabfuhr in de Gemeinde mit Velo und Anhänger auf meine Runden um nach brauchbaren, alten Velos Ausschau zu halten. Von meiner damaligen "Beute" konnte ich auch Teile für mein Rennvelo gebrauchen. Ich mag mich erinnern, dass ich meine ersten Siege mit einem Lenkervorbau erzielte, welchen ich in der Metallabfuhr fand!

Diese Zeit in den Siebzigerjahren prägten meinen Bezug zum Velo als Wertgegenstand nachhaltig. Immer war ich bestrebt, noch Brauchbares weiter zu verwenden und ich verurteilte die damals aufkommende Wegwerf-Mentalität. Noch heute, repariere und revidiere ich an den Velos meiner Familie was Sinn macht. Meine Zeit muss ich dazu ja nicht verrechnen. So gehört auch das Revidieren von Radnaben dazu. Ersatzeile sind heute kaum mehr erhältlich. Eine Möglichkeit ist, eine gleiche neue Nabe zu kaufen um dort die benötigten Ersatzteile wie Lagerkonen und Dichtungen zu demontieren. Eine andere, noch "rustikalere" Art wende ich zur Zeit wieder an: Die eingepressten Lagerschalen in der Radnabe von Hand nachschleifen. Etwas einfacher geht es mit den Lagerkonen, diese lassen sich in einer Drehbank oder Bohrmaschine zum Nachschleifen einspannen.

Eines meiner Quer-Hinterräder bedarf einer Revision der Nabe.
Vermutlich bin ich einer der letzten Rennfahrer, welche diese Arbeiten für sich noch macht. Aber es ist sowohl im Training wie in den Rennen ein unbeschreiblich sicheres Gefühl, wenn man jedes Einzelteil am Velo kennt und jede Schraube selbst gedreht hat! Wenn ich nur für einen Tag in die Rolle eines Spitzenfahrers schlüpfen könnte, dem ein Toprad gepflegt vom Mechaniker überreicht wird - ich hätte kein restloses Vertrauen und ein etwas mulmiges Gefühl zum Material! Dieses Vertrauen in Mechanikerarbeiten von Dritten konnte ich eben nie erleben und lernen ...

22. Juli 2012

Schneller auf dem Stockhorn

Bereits zum sechsten Mal nahm ich am Stockhorn-Halbmarathon teil, welcher heuer vom Termin her in der "Sommerpause" vom Juralp Cup liegt. Dieses Jahr begleitete uns das Regenwetter mehr als andere Jahre, und der Gipfel war in einer dicken Wolke verhüllt. Für eine Ausdauerprüfung liegt mir aber kühl-nasses Wetter besser als die Hitze.

Erstmals startete ich ohne Pulsmesser und verliess mich mit dem Anfangstempo auf mein Gefühl. Bewusst dosiert nahm ich die ersten elf coupierten Kilometer in Angriff. Dabei wurde ich regelmässig von LäuferInnen überholt, was mich aber nicht beunruhigte. Ab Kilometer 14, im langen Aufstieg zum Bergpreis "Vorderstocke" konnte ich das Blatt wenden und selbst wieder überholen. Besonders freute mich, dass ich in diesem Aufstieg erstmals alles im Laufschritt bewältigen konnte.

Auf den letzten gut zwei sehr steilen Kilometern fühlte ich mich richtig im Element und auch dort wechselte ich zwischendurch wieder in den Laufschritt. Ich meine, das Lauftraining der OLG Thun, geführt von unserem Lauftrainer Rolf, gab mir mehr Kraft am Berg. Im Ziel war ich knapp fünf Minuten schneller als im Vorjahr, was mich sehr freute. Meine Zeit von 2:43:44 liegt aber doch schon rund fünfzehn Minuten über meiner persönlichen Bestzeit, welche ich vor acht Jahren lief.

Neben mir Christian Blaser, welcher
seinen ersten Halbmarathon lief. Mit ihm
fuhr ich vor über 30 Jahren in den
Nachwuchskategorien Radrennen.
Resultate: http://www.stockhorn-halbmarathon.ch/Ranglisten/Rangliste2012Kat.pdf

16. Juli 2012

Aprilwetter

Am vergangenen wettkampffreien Wochenende fand ich Zeit, einen Einsatz als Stilrichter im Schwimmen zu leisten. Am Sonntag, dem letzten der vier Tage der Nachwuchs-Schweizermeisterschaft, reiste ich ins Sportbad St. Jakob in Basel. Dort erlebte ich einen tollen und würdigen Anlass, an welchem auch wieder viele neue Schweizerrekorde geschwommen wurden. Angereist war ich mit dem grossen Rucksack mit Ausrüstung für jedes Wetter. Von kurzen Kleidern mit Sonnenhut und -brille über wärmende Jacken bis Regenschutz und -hut benötige ich alles. Wir wähnten uns eher im April als im Hochsommer!

10. Juli 2012

Wenig Spass im Jura

Das fünfte Rennen vom diesjährigen Juralp Cup in Montsevelier (JU) wartete mit einer neuen Strecke auf. Mit viel Einsatz haben die Organisatoren Pfade hergerichtet oder gar neu erstellt. Wegen den grossen Niederschlägen der vergangenen Tage war die Strecke sehr tief, rutschig und klebrig. Vielerorts wurde der Boden mit Holzschnitzeln oder Kies etwas entschärft.

Über weite Strecken waren die Verhältnisse an der Grenze des Fahrbaren und wir kämpften gegen viele Ausrutscher, Stürze und verstopfte Bikes. Die Holzspäne setzten auch die Klickpedale zu. An mehreren Stellen wäre ich ohne Bike mit Laufausrüstung über längere Zeit schneller unterwegs gewesen, so langsam und beschwerlich war das Fahren. Meine Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei bescheidenen 13,2 Kilometern pro Stunde!

Solche Verhältnisse an einem Bikerennen gefallen mir gar nicht. Ich konnte auch nicht meine gewohnte Leistung abrufen. Einmal mehr zeigte sich, wie wichtig die mentale Seite für den sportlichen Erfolg ist. Weit abgeschlagen beendete ich das Rennen in der zweiten Ranglistenhälfte.

Resultate Valterbimania Montsevelier: http://www.valterbimania.ch/files/resultats/2012_vtt_resultats.pdf

Zwischenklassement Juralp Cup: http://www.juralp-cup.ch/images/pdf-2012/C5-2012.pdf

6. Juli 2012

Radquersaison steht

Im Juli ist seit dem letzten Radquer jeweils wieder ein halbes Jahr vergangen und bei mir beginnt der Quervirus wieder zu kribbeln. Häufiger kreisen meine Gedanken um mein Quervelo und dessen Technik. Kann ich mit bescheidenem Budget etwas verbessern? Was muss ich ersetzen? Auch der Rennkalender interessiert mich und ich plane die Wintersaison.


Die Termine der nationalen und internationalen Quers in der Schweiz stehen fest, ebenso die Daten der beiden regionalen Quercups von Cycling Solothurn und vom Omnium Romand Cyclocross. Für den Quersport erfreulich ist, dass die Saison erneut eine Woche früher beginnt. Das heisst, Mitte September beginnt sogar die internationale Saison in Europa in Baden (AG). Damit überschneiden sich nun meine MTB-Sommersaison mit dem Juralp Cup und dem Quer-Saisonstart in Baden. Meinen Fokus werde ich aber auf das letzte Juralp Cup Rennen eine Woche nach dem Quer in Baden richten. Schliesslich will ich im Juralp Cup meinen 6. Schlussrang vom Vorjahr verbessern. Je nach Formstand und Befinden werde ich nach dem harten "VTT la Barillette" Ende August eine zwei- bis dreiwöchige Erholungsphase einlegen und dazu eventuell den Gemmi-Triathlon auslassen.

2. Juli 2012

2. Rang im Regen am Chasseron

Ein Temperatursturz, heftiger Regen, glitschige Strecke und weniger Teilnehmer waren die herausragenden Punkte beim Coupe du Chasseron, dem vierten Rennen des Juralp Cup. Meine langjährige Rennerfahrung und die geschulte Steuertechnik vom Radquer halfen mir aber, diese Umstände gut zu meistern.

Meine gute Vorbereitung half mir, dem markanten Wetterumschlag zu trotzen und ein gutes Rennen zu fahren. Am Chasseron, im Grenzgebiet von Waadtländer- und Neuenburger Jura nahe der französischen Grenze regnete es während dem ganzen Rennen meist stark. Auch die Temperatur fiel gegenüber dem heissen Vortag um gegen 20 Grad.

Mit Knielingen, Ärmlingen und Windweste startete ich gut aufgewärmt zum vierten Lauf vom Juralp Cup. Den Regenschutz zog ich erst kurz vor dem Start aus und versorgte ihn in der Trikottasche. Vom Start weg fuhren wir direkt in die erste von drei Steigungen. Zwei Kollegen der Kategorie Ü50 sah ich bald vor mir entschwinden, ich fühlte mich in dieser Phase nicht ganz stark. Bei Kilometer 12 begann die zweite, rund sechs Kilometer lange Steigung. Dort lief es mir bereits besser und ich konnte Fahrer um Fahrer überholen.

Die Abfahrten waren sehr glitschig, einerseits durch den immer rutschigen Jura-Kalkstein und auch wegen dem vielen Regen. Ich riskierte nicht viel und fuhr weniger am Limit als bei trockenen Verhältnissen. Oft sah ich vor mir und hörte hinter mir Fahrer stürzen. Auch ich beklagte einen kurzen Ausrutscher, war aber schnell wieder auf dem Velo.

Die Kälte drang auch wegen dem heftigen Wind immer tiefer in meine Glieder. Zu Beginn der dritten Steigung öffnete ich die Windweste bereits nicht mehr und bekam so wieder etwas wärmer. Weit vor mir sah ich plötzlich einen Fahrer, welcher dem Genfer Marc Bally, dem späteren Sieger der Ü50 glich. Beim Überholen sah ich dann, dass ich mich täuschte. Ich war etwas erleichtert da ich dachte, nun oben auf dem letzten Gipfel Zeit zu haben, den Regenschutz für die fünf Kilometer lange Schlussabfahrt anzuziehen. In dieser gab es einige ganz heikle, weil sehr rutschige Stellen, wo ich abstieg und das Rad schob. Ich glaube, ohne den Regenschutz wäre ich total unterkühlt geworden und hätte nicht mehr sicher abfahren können.


Im Ziel sah ich dann Marc Bally als Sieger der Ü50 strahlen aber der zweite Kollege, welcher mir in der ersten Steigung entwischte, musste das Rennen aufgeben. Mein 2. Rang überraschte mich doch etwas aber es bestätigte eine langjährige Erfahrung von mir: Nasskaltes Wetter habe ich auf dem Velo nicht gerne, aber in den Rennen bin ich bei diesen Verhältnissen oft besser klassiert als bei schönem Wetter.

Rangliste Coupe du Chasseron: http://www.mso-chrono.ch/results/108-coupe-du-chasseron/1049/categorie#m50-veterans
Zwischenstand Juralp Cup: http://www.juralp-cup.ch/images/pdf-2012/C4-2012.pdf